Montag, 25. Mai 2015

Im Vertrauen sein

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Mit meinem schlafenden Baby im Arm genoss ich heute eine Verschnaufpause am Lombach. Auf dem Weg dorthin hing ich meinen Gedanken nach, grübelnd und unzufrieden. Hervorgerufen durch den Umstand, dass ich seit ein paar Tagen eine öffentliche Facebook Seite habe. Die Freude darüber, dass ich mich zu diesem Schritt getraut habe, ist gross. Die andere Seite aber ist, das ich mir damit Druck mache. Soll ich euch davon erzählen? Muss ich darüber schreiben? Ich denke ja, weil ich damit ganz sicher nicht alleine bin und wir hier vielleicht voneinander lernen können…

Da ist meine Gabe zu spüren, zu sehen, ja zu wissen, dass um uns herum mehr ist als das, was wir auf den ersten Blick sehen. Und, mit Hilfe von meinen Bildern, dies teilweise sichtbar zu machen. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich, dies zu tun. Ich muss einfach. Da fängt es aber an, mit dem Druck. Ich spüre dann, dass es so nicht funktioniert. Wenn ich Dinge sehen will, weil ich meine, ich müsste sie sehen, weil ich doch davon erzählen will – dann kommt da gar nichts! So fühlte ich mich auch heute blockiert und nicht im Fluss. Auf einem Stein sitzend musste schmunzeln: wenn ich schon nicht im Fluss bin, so sitze ich doch wenigstens an einem. Um ruhig zu werden und um zu schauen, zu spüren, zu denken. Doch halt: das mit dem Denken ist bei mir immer gefährlich. Wenn ich nämlich zu viel darüber nachdenke, dann kommen Zweifel. Ich denke dann “ach, das bilde ich mir alles nur ein, das kann gar nicht sein, was ich da immer alles sehe, das ist Wunschdenken und nicht real, ich kann das doch gar nicht, was soll das alles, für was soll das überhaupt gut sein etc. usw. Im Herzen und Bauch sieht es aber ganz anders aus: da weiss ich einfach, dass sie da ist, diese andere Welt. Sie ist da, vor unseren Augen, aber es ist schwierig, sie mit diesen zu sehen. So sass ich also da und Kopf und Herz waren mal wieder im Kampf. Zum verzweifeln!

Die Steingesichter im Bach, die Baumgesichter über mir, alles, was ich wahrnehme, das ist doch nicht einfach nichts! In solchen Momenten habe ich dann ein schlechtes Gewissen: all das, was sich mir schon zeigte, was ich sah, sehe, fühle, spüre und Gewissheit habe, das es ist – und ich zweifle noch immer… Warum nur? In dieser inneren Zerrissenheit sagte ich mir “Stopp! Ich muss mir nichts beweisen. Ich muss niemandem etwas beweisen. Ich muss auch niemandem gefallen. Die einen verstehen, die anderen nicht. Egal, es ist wie es ist. Lass es einfach. Lass es ziehen mit dem Wasser, lass los, gib es mit, du musst nichts, du darfst. Alles ist gut wie es ist. Alles ist gut - vertraue”… Und es war mir wieder leichter ums Herz.

Wer meint, die Geschichte sei nun zu Ende täuscht sich. Sie fing erst an… Es gab Bestätigung von allen Seiten! Da war der aufkommenden Wind, der Samenkapseln eines Baumes durch die Luft fegte und ich stand darunter und kam mir vor wie das Mädchen mit den Sterntalern. Und die Botschaft dahinter “öffne einfach deine Hände, strecke die Arme nach oben und empfange. Danach kannst du aus dem Vollen schöpfen”. Oder die kleinen Zeichen am Wegrand: ein Vergissmeinnicht, welches mich erinnerte… Der wunderschönen Gesang eines Rotkehlchens, welches für mich immer schon ein ganz besonderes Vögelchen war und mich seit Jahren “begleitet”. Hunderte schöner Pflanzen rechts und links vom Weg, teilweise so klein, das man sie leicht übersieht. Dann die Aufforderung an mich: “verbreite Schönes, zeig die Schönheit um dich herum, die Menschen freuen sich darüber”. Und ich hatte, zu meinen Erstaunen einfach den Gedanken “Ja, das werde ich tun”. Nicht mehr und nicht weniger. Wer sehen will sieht, wer nicht, lässt es sein. Das muss nicht ich entscheiden. Ich muss und darf und soll es einfach tun. Punkt!

Es war einmal mehr ein unglaublicher Spaziergang, bei dem Zeit und Raum plötzlich keine Rolle mehr spielt, ja in diesem Augenblick eigentlich gar nicht existiert. Das dies so möglich ist, fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

Und während ich all dies nun hier niederschreibe fällt mir auf: Ich tue das ja schon längst. Von der Schönheit erzählen, die um uns herum ist. Das kleine Grosse (oder ist es das grosse Kleine?) zeigen. So will ich gerne weitermachen, weiter gehen auf meinem Weg. Die Zeichen sichten und als wahr nehmen, und falls sich Zweifel zeigen, diese dem Wind mitgeben, er verwandelt sie mit Leichtigkeit…

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Kathrin